Tagesbericht 4. Etappe: Das Auge läuft mit

Oder wie der Marathonrekordmann Horst Preisler mir heute sagte: die Landschaft bringt die Seele zum schwingen. Als der liebe Gott am Sonntag doch noch etwas machen wollte hat er das Rosenhager Beck geschaffen. Wer sich da etwas Zeit nahm, konnte faszinierende Eindrücke sammeln, an dieser Stelle viele Grüße an Franz Leins. Es ist meine persönliche Lieblingsetappe. Aus mehreren Gründen. Einerseits durchlaufen die Sportler aus meiner Sicht Landschaften von außergewöhnlicher Schönheit. Andererseits gibt es einen angenehmen Wechsel innerhalb des Tages zwischen Natur- und Kulturlandschaft und darüber hinaus ist dieser vierte Tag von dem besonderen Reiz geprägt ob nun die Zecheriner Brücke geöffnet ist oder nicht.

Von all dem ließen sich aber einzelne Schnellfüße nicht aufhalten – es wurde schnell gelaufen. Der Tag stand ja unter dem Motto „Jugend voran“, was bei Ultraläufern bedeutet: Juniorwertung für alle Jungen, die nicht vor 1962 geboren wurden und alle Mädchen die 1965 oder später das Licht der Welt erblickten. Da nur „Durchläufer“ in diese Tageswertungen kommen schafften es bei den Frauen heute nur Petra und Silke zur Ehrung, auch in dieser Reihenfolge. Dem Tempo von Axel und Raymond konnte heute Michael Frenz am besten folgen, wobei er lange Zeit allein an der Spitze lief. Erst spät am (Lauf-) Tag übernahm Axel die Führung und konnte von Raymond 30 Sekunden zurückgewinnen. Morgen werden die alten Hasen ihre Tagesbesten ermitteln, denn da ist Seniorentag. Und Erfahrung wird da reichlich am Start stehen – mit Horst Preisler, HaJo Mayer, Sigrid Eichner und Christian Hottas treffen sich die vier erfolgreichsten Marathonsammler der Welt auf der Laufstrecke. Da stehen also allein schon ca. 6000 Marathonerfahrungen an der Linie.

Ein weiterer Grund diesen vierten Tag zum Favoriten zu erklären ist die liebevolle Aufnahme, die unsere Gruppe bei Familie Natzke erfährt. Auch wenn wir heute etwas „trampeln“ mussten – wenn dann erst mal die Teller gefüllt werden können ist jeder schnell mit sich, dem Tag und seinem Lauf versöhnt. Dem rustikalen Charme der Turnhalle konnten wir Dank Herrn Storrer, dem Bürgermeister von Usedom, entfliehen. Die Schule öffnete (fast) alle Türen für uns so dass die verschiedenen Schnarchfraktionen eigene Etablissements aufsuchen konnten. Alles in allem ist es auch hier durch die im vorigen Jahr geschmiedeten Kontakte gelungen, für die Läufer die Bedingungen zu verbessern. Das Erlebnis, in der Feuerwehr zu duschen, gehörte sicher für einige dazu.

Ach so – das Wetter: 24 Grad, 11 Stunden Sonnenschein (aber wer läuft schon so lange…), trocken. Etwas Wind. Morgen: etwas wärmer. Und Begleitung durch Wolgast-TV. Und die letzte Etappe.
Heute leider auch wieder die Beendigung zweier Laufträume. John „Jonny“ Kupferschmidt musste erkennen, dass in diesem Jahr der Weg noch zu weit war und zog die Notbremse. Aber er hat sich schon nach dem Anmeldezeitraum des nächsten Laufes erkundigt. Und Ines Abel hat mit großer Willensanstrengung den Zielort Usedom erreicht, die zeitliche Vorgabe jedoch deutlich verfehlt. Der Blick auf ihre Füße hat sie dann selbst zu der Entscheidung gebracht, die letzten sechzig Kilometer aus nichtlaufender Perspektive zu verfolgen.

gez. Jörg Stutzke

Tags: keine

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