Der fünfte Tag

Es ist nun doch schon vier Tage her, dass unser zweiter BalticRun zu Ende ging. Der letzte Tag war von einer großen Leistungsschere gekennzeichnet. Einerseits ist es vielen Läuferinnen und Läufern gelungen, ihre beste Wochenleistung abzuliefern, wie zum Beispiel Oliver Ruf oder Jörg Gerlach, andererseits gab es Athleten, die nur unter Aufbietung aller Willensstärke das Ziel in Karlshagen erreichen konnten.

Sichtbarer Beleg dafür ist der Umstand, dass wir eine Zielöffnung zwischen einer Siegerzeit von 5:11h und dem letzten Einlauf nach 11:45h hatten. 53 Läuferinnen und Läufer haben den Weg an die Ostsee damit zu Fuß und ohne Ausfall zurückgelegt. Andersherum heißt das aber auch, dass 11 Starter aus verschiedensten Gründen den diesjährigen Badewannenlauf nicht beenden konnten. Die Gründe dafür wird sicher jeder Sportler selbst ausreichend analysieren, denn leichtfertig wird sich niemand diesem läuferischen Abenteuer verschrieben haben. Als Veranstalter werde ich mir jedoch auch so meine Gedanken machen. Sicher ist der erste Tag mit der extremen Sommerwärme ein Schlüssel zur Erklärung. Aber eben nur einer.

Zurück zu Tag fünf. Aus Gastgebersicht erfreulich war der Umstand, dass beide Tagessiege an Läufer der LG Nord gingen. Bei den Frauen war damit Simone Stegmeier das gleiche Kunststück gelungen wie im Vorjahr Marika Heinlein. Alle fünf Teilabschnitte entschied sie für sich und war die unangefochtene Siegerin bei den Frauen. Dass sich Sabine Marre annähernd gleichermaßen souverän den zweiten Platz erlief,  hat jedoch sehr überrascht. Petra Rösler lief an den letzten beiden Veranstaltungstagen noch einmal zu großer Form auf und kämpfte sich auf den dritten Platz zurück.

Der Etappensieg von Axel Rymarcewicz war für den Tagessieger sicher auch eine späte Genugtuung für den im Vorjahr genau auf diesem Abschnitt verlorenen Podestplatz. Nunmehr sicherte er sich damit den zweiten Gesamtrang. Es folgte der von Tag zu Tag stärker werdende Oliver Ruf vor dem Gesamtsieger Raymond Bublak. Das Männerpodest in der Gesamtwertung wurde dank seiner sehr konstanten Leistungen durch Ralf Simon komplettiert.

Wenn ich heute eine kurze Rückschau halte, dann sind da einige Momente voller Emotionen, die besonders im Gedächtnis haften geblieben sind.

Der Auftritt von Timo Krämer am dritten Tag, als er in Ueckermünde zwar nicht den Tagessieg erlief, aber dennoch als erster Läufer der „langsamen“ Gruppe den „Schnellen“ voraus blieb und den Zielstrich als erster erreichte. Am Tag danach gelang dasselbe Kunststück Hajo Palm, der mit unsäglicher Freude in Usedom-Ort als erster das Stadttor durchquerte und hinterher völlig aufgelöst gestand „Das war das geilste Rennen meines Lebens!“….. Wenn denn der Tagesbericht es nicht gesondert ausgewiesen hat, soll es hier nachträglich herausgestellt sein. Oder der für viel Staunen bei Läufern und Betreuern sorgende Umstand, dass die „Erfinderin“ des Baltic-Run sich auf der zweiten Etappe kurzfristig verlief…..Nicht minder gänsehautfördernd der Zieleinlauf von Ines Abel am dritten Tag, als auf dem Marktplatz in Ueckermünde alle Athleten und alle Helfer ihr die letzten Meter bis zum Ziel durch Beifall erleichterten. Beachtlich auch die Leistung von Bernd Kalinowski, die er am ersten Tag in bayerischer Nationaltracht vollbrachte. Und als Synonym für das Zusammenwachsen aller Teilnehmer dieses Laufes zu einer Gemeinschaft seien die vielen Blumen erwähnt, die die Läufer auf ihrem Weg auflasen um damit die Helferstände zu schmücken. Dass insbesondere die Helferstände mit den jungen Mädchen davon profitierten, sei nur am Rande erwähnt….

Für viele unserer Teilnehmer war die Auseinandersetzung mit sich selbst jenseits geplanter Laufzeiten sicherlich ein beherrschendes Thema des Laufes. Beispielhaft sei hier Alexander von Uleniecki genannt. Ich konnte sehr gut beobachten wie es ihm insbesondere auf der vierten Etappe unglaubliche Willenskraft abverlangte um im Rennen zu bleiben. Das erstaunliche war aber für mich nicht so sehr, dass er die Etappe beendete, sondern das er sie im Wesentlichen dann doch laufend beendete.

Vorgestern bin ich selbst noch einmal große Teile der vierten und fünften Etappe mit dem Rad abgefahren. Dabei ist mir wieder bewusst geworden, welch schöne Landschaften unsere Sportler durchlaufen durften. Und irgendwie setzte sich der Wunsch fest, es dann auch selbst einmal probieren zu wollen. Andererseits aber hat es mir wieder unglaublich viel Freude bereitet, Gastgeber für so viele freundliche Menschen zu sein, dass ich auch dieses Erlebnis gern wiederholen würde. Und da ich wie im Vorjahr das Glück hatte, hoch motivierte und nach dem endgültigen Erwachen auch stets freundliche Helfer um mich herum zu haben, will ich gern das Versprechen abgeben, auch im Jahr 2010 die Karawane ans Meer zu führen.

Jörg Stutzke

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