Essen hält Leib und Seele zusammen

Die vierte Etappe liegt nun hinter dem Tross des Baltic-Run. Eine Etappe, auf der einige Läufer den bisherigen Strapazen Tribut zollen mussten.

Ich sprach es gestern bereits an und bekam, wenn auch auf unerwartete Weise, dafür die Bestätigung. In der Minutenschlacht der führenden vier Läufer kam es bisher auf Kleinigkeiten an. Mal war es die Aufenthaltsdauer (oder „Nichtdauer“) am Verpflegungspunkt. Dann war es ein zu eng geschnürter Schuh. Oder aber eine kleine Unkonzentriertheit und der Schwenk auf einen falschen Weg.

So geschehen nach sieben Kilometern, und dem voranstürmenden Axel jagten Stefan und Olaf Graf hinterher. Geschätzte drei Kilometer Extraweg, verlorene 15 Minuten und eine angeknackte Moral – so schnell kann es gehen.

Bei der Tour de France war es ein Schaltfehler…….hier ein „Sehfehler“. In beiden Fällen wird aber letztendlich der beste Athlet des Feldes den Sieg davontragen. Ralf läuft super, und man kratzt auch sicher nicht an seinem Lack wenn man einräumt, dass insbesondere Stefan ein Superrennen nach dem Irrtum hinlegte und am Ende „nur“ 10 Minuten Rückstand blieben. Im „Nichtverläufernetto“ hatte er heute also mit fünf Minuten die Nase vorn. Ein Blick auf die Gesamtwertung verdeutlicht jedoch, dass dennoch für Stefan der Sprung nach vorn schwer gewesen wäre.

Gestern hatte ich von zwei Zweikämpfen geschrieben – Irrtum. Aber nun gehört das Finden der richtigen Strecke dazu, und auch wenn gerade Olaf das nicht gern hören wird haben mit einer weiteren Ausnahme alle anderen den Weg nach Usedom sicher gefunden.

Eine deutlichere Ansage der Auszeichnungsgrundsätze habe ich mir aber schon in mein Aufgabenbuch für die nächste Ausgabe des Laufes geschrieben.

In Usedom das Ziel erreichen heißt auch, sehr freundlich aufgenommen zu werden. In der Schule wartete bereits eine Hausmeisterin auf uns, zeigte uns die eigens vorbereiteten Räume sowie die Duschmöglichkeiten bei der örtlichen Feuerwehr nebenan. Mit Beruhigung habe ich zur Kenntnis genommen, dass der Turnhallenneubau voranschreitet und damit eine deutliche Verbesserung der Gesamtsituation für Gäste unserer Art versprochen scheint.

Wichtig ist ja bei Etappenläufen die Regenerationsfähigkeit. Und hier setzt seit der ersten Ausgabe unseres Laufes Gasthaus Natzke mit einem unglaublichen Abendmahl Maßstäbe. Man kann viel über Nahrungszusammensetzung sprechen, über Kalorien und Flüssigleitsausgleich. Da gibt es viel Fachliteratur und viele Fachleute im Feld, die man des Abends beim Zubereiten von abenteuerlich dreinschauenden Mixturen beobachten kann. Bei dem einen oder anderen wirken sie sogar.

Aber wie war die Überschrift? Essen hält Leib und Seele zusammen – und Frau Natzke und ihr Team sorgen wirklich für beide Seiten. Ich weiß gar nicht wie viele unserer Mitfahrer respektive Mitläufer heute gedrückt, geherzt oder mit einigen aufmunternden oder anerkennenden Worten bedacht wurden. Ringsum nur zufriedene Gesichter und die Gewissheit, gern bewirtet worden zu sein. Dass da quasi nebenbei auch noch Nahrungsmenge und –qualität stimmte………umso besser.

Endgültig ins Herz schließt man diese Gastgeberin, wenn man weiß, dass sie selbst Ecky Broy mit wenigen Worten sprachlos machen kann. Das macht uns wiederum sprachlos.

Zurück zum Sport. Im Frauenfeld baut Silke weiter ihren Vorsprung aus. Kommt sie gesund ins Ziel ist ihr der Erfolg nicht mehr zu nehmen. Aber zwischen heute und morgen liegen noch 58 Kilometer. Eva und Elke machten weiter Boden gut auf Petra und Kirsten und es scheint, dass wir ein komplett neues Podium bei den Frauen bekommen.

Auch wenn es eine Wiederholung ist – Bewunderung hege ich für jeden einzelnen Läufer, der sich mit inzwischen oftmals mehr großen als kleinen Problemen über die Landstraßen des Nordens kämpft. Oftmals halten Radfahrer an und fragen uns an den Ständen ob die Läufer denn da wirklich so weit laufen . . . ich denke, so was kennt ihr. Die Ernte ist die ewig Gleiche: alles von Kopfschütteln bis hin zur wortreichen Respektsbezeugung.

Nach einem „Ruhetag“ (an dem sie fleißig Getränke austeilte) hat sich Sigrid auch wieder auf die Strecke begeben und sicher das Ziel erreicht. Wir haben uns darüber beide gefreut. Hans und Jörg kämpften am längsten gegen die immer länger werdende Strecke, waren aber schließlich sichtlich erleichtert, auch den letzten Abschnitt in Angriff nehmen zu können.

Der Wetterbericht verspricht für den letzten Tag Abkühlung, gerade regnet es. Das ist gut so, es macht die sandigen Passagen wahrscheinlich etwas leichter. Und es reinigt die erntestaubverhangene Luft. Das ausbleibende Strandwetter wird sicher dazu führen, dass die Urlauber die Promenaden stürmen werden. Gelegenheitsradfahrer werden eine große Gefahr für die Läufer darstellen (im vorigen Jahr wurde Horst Preisler einfach umgefahren). Nun, wir werden viel reden und auf Verständnis hoffen.

Interessant am Rande ist es für mich, dass ich nun schon mehrfach nach organisatorischen Hintergründen des Laufes gefragt werde. Häufig gefragt wird, wann denn die Vorbereitung eines solchen Laufes beginnt. Nun – für die vierte Ausgabe hat sie bereits begonnen. Aber erst nach einigen grundlegenden Klärungen wird klar sein, ob dann auch der Lauf stattfinden wird. Also – ein Jahr im voraus, etwa zehn Monate vorher würde ich die Durchführung als sicher erachten. Und dann beginnen die Kleinigkeiten. Aber das ist dann wieder ein ganz eigenes Thema…….

Ich bin auf die letzte Etappe sehr gespannt, aus vielen Gründen. Und bitte seht es mir nach, dass ich insbesondere Silke und Axel die Daumen drücke – es bringt mich nicht von meiner objektiven Veranstalterrolle ab. Sympathisch sind sie alle, die hier laufen…..gern wieder.

LG an alle, die hier mitlesen, Jörg

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