Tag fünf: Die Gesundheit ist ein hohes Gut

Tag fünf. Schon beim Aufstehen die Frage, welche Überraschung die Insel heute bereit hält. Regen zum Beispiel. Hatten wir so noch nicht, aber warum nicht – es ist eine Sportart, die im Freien betrieben wird. Die Sportler kamen mit den Umständen gut zurecht. Ca. 17°C, meist leichter Dauerregen, gelegentlich etwas stärker. Die Helfer hatten größere Probleme. Die Versorgung zu schützen, der Auskühlung zu trotzen, die Technik im Griff zu haben.  Vorwegnehmend lässt sich sagen, dass das alles gut gelang.

Alle Helfer die heute nicht am Versorgungsposten standen hatten die Aufgabe, so schnell wie möglich ins Ziel nach Karlshagen zu fahren. Eine gute Entscheidung. Bereits die am zweiten Versorgungsposten eingesetzten Physiotherapeutinnen mussten viel Geduld und mehrere Stunden Wartezeit aufbringen um diverse Baustellen und Wechselampeln erfolgreich zu passieren. Tatsächlich waren die ersten Läufer auch rechnerisch schneller unterwegs als ein Teil unserer Fahrzeuge…..

Also schrieb ich dann die Ziellogistik erstmal wieder um, ebenso den Helfereinsatz für Turnhalle und Festsaal – aber das kannte ich ja schon aus dem Vorjahr.  Das Rennen brachte Erwartetes und Überraschendes. Im Frauenfeld setzte sich Antje Müller souverän durch. Ebenso wie ihre drei Vorgängerinnen hat sie alle fünf Etappen für sich entscheiden können. Es wäre doch zu schön wenn im kommenden Jahr alle bisherigen Gesamtsiegerinnen noch einmal den direkten Vergleich antreten würden. Antjes Gesamtzeit bedeutete Streckenrekord. Heike lief sich hinter Daniela noch auf Platz drei, Silke blieb bei ihrer vierten Teilnahme der vierte Rang.

Bei den Männern waren wir von Rekorden doch deutlich entfernt, dafür wurden aber viele persönliche Bestleistungen aufgestellt. Sportler wie Jörg Zimmermann oder Wolfgang Fiehring, aus der Spitzengruppe insbesondere Holger Hedelt, haben ihre eigenen Marken teils deutlich unterboten.  Die sehr guten Bedingungen der ersten drei Tage waren begünstigend, die persönliche Vorbereitung mit der Erfahrung des bereits absolvierten Etappenlaufs sicher der Schlüssel dazu. Im Vorfeld wurde ja (auch von mir) Robert Wimmer als großer Favorit gehandelt, dieser Rolle konnte (und wollte) er nicht gerecht werden. Er selbst sagte schon, dass er mit großem Ehrgeiz laufen wollte. Doch er sagte auch, dass es derzeit noch nicht wieder geht. Dennoch langte es am Ende zum zweiten Gesamtrang, er lief ein sehr gleichmäßiges Rennen und war für mich in seinem Auftreten bei diesem Wettkampf eine positive Erfahrung. Er ist abseits der Laufstrecke sehr freundlich, zugänglich, ja humorvoll. Auf der Etappe verwandelt er sich in ein „Lauftier“, kann dabei aber auf Hinweise reagieren und trat unseren Helfern mit Respekt gegenüber. So wie es also sein soll. Er profitierte am Ende ebenso wie der Gesamtsieger Roland Riedel vom Ausfall von Thomas Herget. Bereits gestern am Limit war für ihn nach weiteren körperlichen Qualen nach ca. 50km an Weiterlaufen nicht mehr zu denken. Er selbst schreibt, das er „zitternd und bibbernd“ das Rennen beendete, er war nicht mehr in der Lage, Energie aufzunehmen.  Versuchte ich zunächst noch ihn fernmündlich im Rennen zu halten war ich am Ende froh, dies nicht geschafft zu haben. Wir ließen ihn abholen, später in der Turnhalle hat der Notarzt eine Infusion gesetzt. Sonst stellte er keine Schädigungen fest, am Abend blieb Thomas schwach, am folgenden Morgen wirkte er leicht erholt. Er hat sich richtig entschieden.  Obgleich Roland im Rahmen der Siegerehrung davon sprach dass Thomas der beste Läufer im Feld war möchte ich anmerken, das der beste der ist, der in kürzester Zeit von A nach B kommt … und B heißt Karlshagen.  Thomas selbst hat aus seinen Zwischenzeiten errechnet, das er wandernd hätte zweiter werden können  ….. ich habe aus seinem Zustand am Abend ersehen, dass seine Wanderung – so sie weiter statt gefunden hätte – auch ein schlimmes Ende hätte nehmen können. Sport findet nun mal nicht im Konjunktiv statt und ich bin Thomas dankbar, dass er selbst so entschieden hat.

Zurück zum Gewesenen – zum Tagessieg von Roland Riedel. Er lief ein sehr gutes Rennen, verbesserte seine eigene Streckenbestmarke und durfte sich zu Recht über den Gesamtsieg freuen, wenngleich er das ob der begleitenden Umstände nur sehr zögerlich tat. Bereits deutlich vor Thomas musste ein weiterer der flinken Läufer sein Rennen beenden, eine muskuläre Verletzung ließ es nicht zu, dass Sören Michel zu Fuß bis nach Karlshagen kommen konnte.  Das Podium der Männer vervollständigten Robert Wimmer und Holger Hedelt, Olaf Graf lief wieder stärker als am Vortag und sicherte sich Rang vier. In der vierten Auflage der vierte Sieger, auch hier wäre es doch mehr als nur interessant, wenn die bisherigen Gewinner es bei der fünften und letzten Auflage mit- und gegeneinander versuchen würden.

Bester Lohn für die Arbeit der Organisatoren ist stets der Blick in die endorphingeschwängerten Augen der Ankommer am Zielort.  Jeder Zieleinlauf löst auch bei mir große Freude aus. Da ist Dirk Richter aus Wandlitz, im letzten Jahr eine Etappe, jetzt das volle Rennen. Er lief gleichmäßig, beherrscht, unauffällig, fast in sich gekehrt. Seine Frau kam mit um zu helfen. Eine Bereicherung für diesen Lauf. Oder Tom „die 39“ Kuschel, ein stets fröhlicher Zeitgenosse und Dauergast, ohne den dieser Lauf ein anderer wäre. Oder Baldur, der immer lacht, oder „ich bin KLaus und mir geht es gut“. Da ist aber auch Kirsten, die am letzten Tag litt und jetzt trotzdem über die 1000km gelaufen ist.  Oder Doris, die das Partyduo Bernd und Stefan zum Trio aufpeppte und in dieser Konstellation beim Zieleinlauf und vorhergehenden Linksschwenk zum Eisstand (dachten wir…..es war der Bierstand) deutlich machte, dass Laufen zuallererst Spaß macht.

Immer wieder ist es schön, wenn ich nach dem Lauf von unseren Teilnehmern berichtet bekomme, wie sie in der Halle empfangen werden. Der gemeinsame Jubel über das Erreichte ist mehr wert als die Medaille am Ende, oder die Blumen, die Bücher oder andere Sachpreise.  So ähnlich empfinden die Helfer  wenn im Rahmen der Siegerehrung auch sie einzeln genannt und mit dem Beifall der Läufer belohnt werden. Und dass mir an diesem Abend nach 144 Stunden Dauereinsatz  der Fehler unterlief drei Urkunden nicht ausgedruckt zu haben……war mir peinlich und wurde mir hoffentlich von den drei Etappenläufern inzwischen verziehen.

Es klang schon an, es ist nun kein Gerücht mehr: es wird eine fünfte Auflage dieses Laufes geben. Was dann kommt ist ungewiss, in unseren Köpfen spuken Ideen für andere Veranstaltungen. Doch erst einmal gilt all unsere Energie der letzten Auflage des Baltic-Run im kommenden Jahr. Die Anmeldung werden wir demnächst eröffnen.

gez Jörg

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